Mikroökonomie

Die Mikroökonomie beschäftigt sich mit den kleinsten Einheiten einer Volkswirtschaft: den Haushalten und Unternehmen. Sie geht ins Detail und erklärt, wie Preise entstehen, warum Menschen bestimmte Entscheidungen treffen und wie Unternehmen auf Märkten agieren.

Im Kern geht es um folgende Grundfrage:
Wie werden knappe Ressourcen verteilt und wie koordinieren sich Millionen einzelner Entscheidungen über Märkte?

Alle Punkte unterlege ich zur Veranschaulichung mit Beispielen.

Preisbildung und Märkte

Preise entstehen aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage.

  • Nachfrage: Konsumenten entscheiden, was sie kaufen wollen. Ihre Nachfrage hängt vom Einkommen, vom Preis des Gutes selbst und von Preisen alternativer Produkte ab.
  • Angebot: Unternehmen entscheiden, wie viel sie produzieren. Ihre Angebotsmenge hängt von Produktionskosten, Kapazitäten und Gewinnerwartungen ab.

Beispiel: Benzinpreis

  • Steigt der Ölpreis, erhöhen Raffinerien die Preise für Benzin.
  • Konsumenten überlegen: Fahren sie weniger, steigen sie auf Bahn/Bus um, oder bleiben sie beim Auto?
  • Manche haben kaum Alternativen (Pendler auf dem Land), ihre Nachfrage ist unelastisch.
  • Andere (Stadtbewohner) können leichter verzichten oder wechseln.

Das führt zu einem neuen Marktgleichgewicht:

  • Weniger Benzin wird nachgefragt.
  • Anbieter passen die Menge an.
  • Am Ende pendelt sich der Preis so ein, dass Angebot = Nachfrage gilt.

Haushaltstheorie – Entscheidung der Konsumenten

Haushalte haben immer ein Problem: begrenztes Einkommen, unbegrenzte Wünsche. Sie müssen Prioritäten setzen.

In der Mikroökonomie wird das über die Nutzenmaximierung modelliert. Ein Haushalt fragt sich:

  • Wie viel Freude oder Nutzen bringt mir der Konsum eines Gutes?
  • Wie viel Einkommen bleibt dann noch für andere Dinge übrig?

Beispiel: Ein Arbeitnehmer und seine Ausgaben

Ein Arbeitnehmer hat im Monat nach dem Begleichen seiner Fixkosten 1.000 € zur Verfügung.

  • Option A: 500 € für Lebensmittel, 500 € für Freizeit (Partys, Kino).
  • Option B: 600 € für Lebensmittel (bessere Qualität), 400 € für Freizeit.
  • Option C: 400 € für Lebensmittel (günstigster Einkauf), 600 € für Freizeit.

Je nach Präferenz wählt er die Kombination, die seinen persönlichen Nutzen maximiert.

Kommt es zu einer Preisänderung, verändert sich das Verhalten:

  • Pizza wird teurer: der Arbeitnehmer isst weniger Pizza und mehr Nudeln (Substitutionseffekt).
  • Gleichzeitig sinkt seine Kaufkraft insgesamt, das heißt er muss insgesamt etwas einsparen (Einkommenseffekt).

So erklärt die Haushaltstheorie, warum Nachfragekurven typischerweise nach unten geneigt sind. Aus dem Grund wird – wie im Kapitel zuvor beschrieben – zwischen Finanzsektoren wie Zyklische und Nicht-Zyklische Konsumgüter unterschieden.

Unternehmenstheorie – Entscheidungen der Produzenten

Unternehmen stehen vor der Frage: Wie produziere ich zu möglichst geringen Kosten und mit maximalem Gewinn?

Sie analysieren dazu ihre Kostenstruktur:

  • Fixkosten (z. B. Miete, Maschinen)
  • Variable Kosten (z. B. Rohstoffe, Strom, Arbeitsstunden)

Die Summe ergibt die Gesamtkosten. Aus diesen lassen sich Durchschnitts- und Grenzkosten ableiten – also wie viel eine zusätzliche produzierte Einheit kostet.

Beispiel: Bäckerei

Eine Bäckerei hat Fixkosten (Ofen, Ladenmiete) von 2.000 € pro Monat.

  • Für jedes Brötchen fallen 0,10 € Materialkosten an.
  • Bei 10.000 Brötchen liegen die Gesamtkosten, also einschließlich der Fixkosten, bei 3.000 €.
  • Der Durchschnittspreis pro Brötchen muss also mindestens 0,30 € sein, um kostendeckend zu sein.

Wird mehr produziert, sinken die Durchschnittskosten, da die anteiligen Fixkosten pro Einheit weniger werden (Skaleneffekt). Das erklärt, warum große Produzenten oft günstiger anbieten können.

Spieltheorie – Strategisches Verhalten auf Märkten

Märkte sind nicht immer anonym. Vor allem bei wenigen Anbietern (Oligopol) beobachtet man sich gegenseitig und trifft strategische Entscheidungen.

Beispiel: Fluggesellschaften

Zwei Airlines fliegen dieselbe Strecke.

  • Wenn beide hohe Preise verlangen, verdienen beide gut.
  • Senkt eine Airline den Preis, zieht sie Kunden ab – die andere verliert.
  • Wenn beide gleichzeitig senken, verdienen beide weniger.

Das Ergebnis ist oft ein Nash-Gleichgewicht: Jede Airline wählt die Strategie, bei der sie – unabhängig von der Konkurrenz – nicht schlechter dasteht. In der Realität führt das oft zu Preiskämpfen – oder zu unerlaubten Preisabsprachen.

Marktversagen

Die Mikroökonomie geht nicht davon aus, dass Märkte perfekt sind. Es gibt Situationen, in denen Märkte nicht effizient sind.

  • Externe Effekte: Eine Fabrik verschmutzt einen Fluss. Die Kosten trägt nicht der Hersteller, auch nicht der Konsument, sondern die Allgemeinheit – selbst die, die das Produkt nicht kaufen. Ohne Regulierung wird zu viel produziert.
  • Öffentliche Güter: Straßenbeleuchtung kann keiner Einzelperson sinnvoll „verkauft“ werden – denn alle profitieren von der Beleuchtung, ob sie zahlen oder nicht. Damit ist eine Straßenbeleuchtung ausschließlich ein öffentlichen Gut, dass über Steuergeld finanziert werden muss.
  • Informationsasymmetrien: Beim Gebrauchtwagen weiß der Verkäufer mehr über das Auto als der Käufer. Das kann zu „Lemons“-Märkten führen, wo schlechte Qualität dominiert. Da der Käufer aufgrund seines mangelnden Wissens nur bereit ist, einen durchschnittlichen Preis zu zahlen, ziehen sich Verkäufer von hochwertigen Produkten zurück.

Fazit

Die Mikroökonomie ist das Fundament, um das Zusammenspiel von Haushalten, Unternehmen und Märkten zu verstehen. Sie zeigt, wie Preise entstehen, warum Menschen und Firmen Entscheidungen treffen und wann Märkte versagen.

Wenn du die Finanzmärkte verstehen willst, braucht du diesen Blick ins Detail. Denn Aktienkurse, Unternehmensstrategien oder Konsumtrends sind letztlich das Ergebnis unzähliger mikroökonomischer Entscheidungen.

Ich versuche selbst mich immer wieder zu trainieren. Bei Reisen schaue ich mir in fremden Ländern gerne an, was und wie dort Menschen arbeiten und mit welchen Steuern sie dort konfrontiert ist. Wenn ich auswärts essen gehe oder selber etwas konsumiere, überlege ich mir, wie das Geschäftsmodell funktioniert. Manchmal komme ich auch mit dem Besitzer oder Unternehmer ins Gespräch. So hatte mancher Gastronom einen fünfstellige Betrag als Nachzahlung für Gas, gleichzeitig wurde die Pacht erhöht, die Mehrwertsteuer wieder auf 19% und der Mindestlohn angehoben. Gastronomen haben aufgrund ihrer kleinen Größe und des geringen Umsatzes viel weniger die Möglichkeit zu skalieren – oft ist ihr Stromverbrauch zu gering, um Industriestrom zu beziehen. Das erklärt, warum die Inflation in der Gastronomie viel höher ist, als im Supermarkt, die oft Großabnehmer von Strom und Produkten sind und auch das Verhältnis von Umsatz zu Anzahl Mitarbeiter viel größer ist.