BRICS – Aufstieg einer neuen Wirtschaftsmacht?
Die Staatengruppe BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika, seit 2024 erweitert um u. a. Saudi-Arabien, Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate) gewinnt zunehmend an Bedeutung im globalen Machtgefüge. Sie steht für den Versuch, die jahrzehntelange Dominanz westlicher Institutionen wie IWF, Weltbank und vor allem des US-Dollars als Leitwährung herauszufordern.
Wirtschaftliche Größe und Handelsbilanz
Zusammengenommen erwirtschaften die BRICS-Staaten heute einen größeren Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP, kaufkraftbereinigt) als die G7. Mit rund 45 % der Weltbevölkerung und über 40 % der weltweiten Rohstoffproduktion sind sie nicht nur bevölkerungs- und ressourcenreich, sondern auch ein zunehmend geschlossener Wirtschaftsraum.
Die Handelsbilanz innerhalb der BRICS verschiebt sich: Während China und Indien dynamische Exportnationen sind, liefern Russland, Iran und Saudi-Arabien vor allem Energie. Damit entsteht eine Art Rohstoff-gegen-Produkte-Struktur, die von den Mitgliedsstaaten als strategisch stabil angesehen wird.
Neues Zahlungssystem
Ein zentrales Ziel der BRICS ist es, den internationalen Zahlungsverkehr vom US-Dollar zu entkoppeln. Dazu arbeiten die Mitglieder an einem eigenen multilateralen Abrechnungssystem, das teilweise auf nationalen Währungen und zunehmend auf Gold basiert. Digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) spielen hier ebenfalls eine Rolle. Ziel ist es, Import- und Exportgeschäfte künftig nicht mehr über Dollar-Clearingstellen wie SWIFT abwickeln zu müssen.
Russland und die Abkehr vom Westen
Die Isolation Russlands nach Beginn des Ukraine-Krieges 2022 beschleunigte die strategische Neuausrichtung der BRICS. Da der Zugang zu westlichen Kapitalmärkten und Technologien stark eingeschränkt wurde, intensivierte Moskau seine Handelsbeziehungen nach Asien und in den Nahen Osten. Die EU-Abkopplung forcierte so eine Ostorientierung, die nicht nur Russland, sondern auch China und Indien Vorteile brachte.
Ein entscheidender Katalysator war das Einfrieren russischer Devisenreserven in Höhe von hunderten Milliarden Dollar und Euro. Damit wurde vielen Staaten bewusst, dass westliche Staatsanleihen kein risikoloser „sicherer Hafen“ mehr sind, wenn geopolitische Spannungen eskalieren. Als Konsequenz reduzierten mehrere Länder ihre Bestände an US-Staatsanleihen und bauten ihre Goldreserven massiv aus, was zu einer starken Rally an den Finanzmärkten führte. Diese Entwicklung stärkt die Attraktivität der BRICS-Initiativen und schwächt das Vertrauen in die westliche Finanzarchitektur.
Auch das Einfrieren russischen Vermögens von 210 Milliarden Euro durch die Europäische Union seit 2022, sowie die wiederholte Forderung, das Geld für den Wiederaufbau der Ukraine zu verwenden, stellen einen großen Vertrauensverlust in die westlichen Reserven ausländischen Vermögens dar. Allein die Tatsache, dass bereits der Erlös in Form von Zinsen aus dem eingefrorenen Vermögen in Höhe von mehreren Milliarden für die Aufrüstung und Kriegsunterstützung der Ukraine verwendet wurde, ist nichts anderes als eine Enteignung.

Fazit und Ausblick
Die BRICS entwickeln sich zu einem ernsten Gegengewicht zum Westen – bevölkerungsreich, ressourcenstark und zunehmend organisiert in alternativen Finanzstrukturen. Das schwächt die absolute Dominanz des US-Dollars, der aber auf absehbare Zeit die Leitwährung bleibt.
Denn trotz aller Gegenbewegungen haben die USA meiner Meinung nach klare Vorteile, nämlich:
- eine Einheitliche Sprache und Kulturraum ohne große Barrieren.
- große Innovationskraft durch offene Märkte und das Narrativ des „American Dream“.
- eine Arbeitskultur, die durch hohen Einsatz, Flexibilität und Risikobereitschaft geprägt ist.
- weiterhin den liquidester Finanzmarkt der Welt.
Die USA bleiben damit attraktiv für viele Menschen aller Welt, die leistungsbereit und kompetent sind und sichern sich so vorerst das Zentrum der Weltwirtschaft, auch wenn BRICS weiter an Einfluss gewinnt und den Spielraum des Westens einschränkt.
Langfristig ist nicht mit einem abrupten Machtwechsel zu rechnen, sondern mit einem multipolaren Finanz- und Wirtschaftssystem, in dem der Dollar zwar geschwächt, aber sicher nicht verdrängt wird.
Die Abspaltung Europas von Russland hat hingegen Russland aber auch die USA gestärkt. Europa hat sich dadurch selbst massiv geschwächt, da es sich auf dem Energiemarkt viel teurer einkaufen muss. Die heimische Produktion hat dadurch Wettbewerbsfähigkeit verloren und gleichzeitig wurde eine starke Abhängigkeit zu den USA aufgebaut.
