Marktkompass KW 42/2025

Die Märkte haben in der Woche eine deutliche Richtungsänderung erlebt, die viele auf dem falschen Fuß erwischt haben sollte: Aus einem im Kern weiter intakten Aufwärtstrend kam am Freitag ein scharfer Abverkauf, der Anleger verunsicherte.

Die kurzfristige Marktstimmung ist deutlich nervöser geworden. Der VIX steht jetzt bei 21,66 — das ist bereits eine Angstzone. Ergänzend signalisiert die Put/Call-Ratio mit 2,2 extreme Angst; der Fear-&-Greed-Index notiert bei 29 (Fear). Solche Werte entsprechen einem Risk-Off-Modus: Anleger reduzieren Hebel, erhöhen Cash oder sichern Positionen ab.

Weitere Unsicherheit haben wir aufgrund des Shutdowns in den USA. Vermutlich werden am Freitag keine Arbeitsmarktzahlen erscheinen. Damit fehlt dem Markt ein Impulsgeber zur Einschätzung der wirtschaftlichen Lage.

Rekordverluste am Krypotmarkt

Rund 19 Mrd. USD wurden an Krypto-Börsen liquidiert – überwiegend Long-Positionen. Das bedeutet: viele Händler hatten Positionen mit Hebel offen. Wenn der Markt gegen die Long-Richtung läuft, also der Kurs fällt, und die Positionen nicht mehr durch Eigenkapital gedeckt sind, schließen die Börsen diese automatisch. Diese zwangsweisen Verkäufe drücken die Preise weiter nach unten und lösen Kaskaden aus.

Konkret: Bitcoin fiel kurzfristig bis auf ~102.000 USD, stabilisierte sich aber zum Wochenende wieder bei etwa 115.000 USD.

Viele Retail- und Pro-Trader nutzen geliehenes Kapital, um Positionen zu hebeln. Sie kommen vor allem dann gehäuft in den Markt, wenn eine vermeintliche Sicherheit besteht, dass der Markt augenscheinlich nur noch steigen kann. Traditionell ist der Oktober eigentlich einer der stärksten Monate für Bitcoin. Ein Hebel vergrößert Gewinne, aber auch Verluste und führt bei schnellen Bewegungen zu automatischen Liquidationen. In Märkten verhältnismäßig geringer Liquidität verursacht das extreme Preisbewegungen.

Politische Risiken bleiben vorerst

Politische Nachrichten können Sentiment schnell kippen. Der aktuelle Tonfall rund um Handelssanktionen und Exportkontrollen (z. B. seltene Erden, Halbleiter/Chipindustrie, mögliche Zollerweiterungen) erhöht die Unsicherheit:

  • Seltene Erden: Seltene Erden sind zentral für Hightech- und Rüstungsproduktion; Einschränkungen der Versorgung führen unmittelbar zu Produktionsrisiken in Chip- und Elektroindustrien. China hat hier eine Exportkontrolle angekündigt.
  • Chipindustrie & Exportkontrollen: Exportbeschränkungen für Halbleitertechnologie oder der Rohstoffe treffen die Lieferketten hart und erzeugen kurzfristig Preisdruck und mittelfristig Margendruck für betroffene Hersteller.
  • Zölle & Handelsbarrieren: Zusätzliche Zölle, wie von Trump angekündigt (100 Prozent ab November) erhöhen Input-Kosten und dämpfen Nachfrage; Erinnerungen an frühere Eskalationsrunden zeigen: Märkte reagieren schnell und mit Übertreibung, bis Klarheit entsteht.

Solche politischen Schocks sind häufig kurzlebig, können aber in den ersten Tagen starke Volatilität auslösen. China hat bereits angekündigt, keine Angst vor einem möglichen Handelskrieg zu haben, was die Lage aktuell nicht entschärft. Dennoch ist so ein Szenario aus April diesen Jahres nicht gänzlich unbekannt, was dafür spricht, dass die Korrektur dieses Mal nicht so groß ausfällt.

Einordnung

Im Grund ist der Aufwärtstrend noch intakt. Die kurzfristige Angst ist real, aber größtenteils vom Sentiment, Krypto-Liquidationen und politischen Schlagzeilen getrieben und nicht von einem fundamentalen Systemzusammenbruch. Die Korrektur ist eigentlich eher zu begrüßen. Der SP500 liegt noch überhalb der 200 und auch 50-Tage Linie, hat aber ein wenig heiße Luft abgelassen.

Praktische Leitlinie: „When in doubt, zoom out.“ – wer Zweifel hat, soll im Chart herauszoomen.

Bitcoin im Wochenchaft (jede Kerze entspricht einer Woche)

Zoomt man heraus und schaut auf den Bitcoinchart, so stellt man fest: es ist eigentlich nichts passiert.

Für die kommende Handelswoche wünsche ich allen viel Erfolg an der Börse.