Marktkompass KW 44/2025 – Zwischen Inflationskater und Zinswende-Hoffnung
Die Stimmung an den Finanzmärkten bleibt angespannt – aber nicht panisch. Nach einer Woche gemischter Signale suchen Anleger Orientierung zwischen überraschend robusten Konjunkturdaten aus Europa, einem nachlassenden Inflationsdruck in den USA und der bevorstehenden Zinsentscheidung der Fed am kommenden Mittwoch, dem 29. Oktober.
Angst begleitet weiterhin die Marktstimmung. Der VIX notiert mit 16,7 auf moderatem Niveau, doch das Put/Call-Ratio zeigt eine deutliche Absicherungsneigung. Der Fear & Greed Index steht bei 33, also immer noch im Bereich „Angst“. Trotzdem klettern die Märkte weiter und der S&P 500 fand am Freitag ein neues Allzeithoch.
Ursächlich für den Anstieg waren makroökonomische Zahlen am Freitag. Die Einkaufsmanagerindizes (PMI) lieferten eine positive Überraschung. Vor allem im Dienstleistungsgewerbe sprang der PMI in Deutschland auf 54,4. Das verarbeitende Gewerbe verbesserte sich über die Erwartungen auf 49,6 – liegt damit aber immer noch unter der Wachstumsgrenze. Besonders wichtig waren die Inflationsdaten aus den USA. Sowohl der Verbraucherpreisindex als auch die Kernrate lagen jeweils bei 3,0 % und damit 0,1 % unter den Prognosen. Das ist zwar nur ein kleiner Schritt, aber der Trend ist klar vorgeben. Die Notenbank FED hat damit für nächste Woche Spielraum für eine weitere Zinssenkung.
Im Bereich Geldpolitik steht nun am kommenden Mittwoch der wichtigste Termin der Woche an: die Zinsentscheidung der US-Notenbank. Der Markt rechnet nun klar mit einer weiteren Senkung auf 4,0 %. Der 10Y/2Y-Spread liegt aktuell bei 0,54 % – ein gesunder Wert, jedoch verringerte sich der Abstand im Wochenschnitt moderat, was mehr Vorsicht signalisiert.
Am Rohstoffmarkt verlor Gold in der Woche 3 % und notiert bei 4.100 USD. Nach dem besonders starken, retailgetriebenen Anstieg in der Vorwoche ist die Korrektur wenig überraschend. Öl hingegen legte um 5 % zu. Hier spielen US-Sanktionen gegen die zwei größten russische Ölgesellschaften die Haupttreiber. Der Preisanstieg ist somit geopolitisch bedingt und dürfte kaum nachhaltig sein. Kupfer, der klassische Frühindikator, bleibt stabil bis leicht steigend.
Technisch bleibt der S&P 500 klar im stabilen Aufwärtstrend. Seit dem Golden Cross (50er Durchschnitt durchkreuzt 200er Durchschnitt von unten nach oben) blieb der Index stets über der 50er Linie und prallte auch dieses Mal daran ab.

Der RSI zeigt eine neutrale Lage und 64,8 % der Aktien handeln über ihrem langfristigen Durchschnitt. Die Marktbreite ist also solide, doch das Handelsvolumen zeigt im Wochenschnitt etwas Schwäche. Viele Investoren warten wohl die Zinsentscheidung nächste Woche ab.
Fazit
Der Aufwärtsrend bleibt intakt. Trotz Angst und Absicherungsdruck hat der S&P 500 ein neues Allzeithoch erreicht. Die breite Zuversicht fehlt, doch die Makrodaten geben positive Impulse. Der Zinsentscheid nächste Woche wird richtungsweisend. Wer sich früh positioniert, sollte mit kurzfristiger Volatilität rechnen. Der Trend aktuell spricht noch für die Bullen.
Für die kommende Handelswoche wünsche ich allen viel Erfolg an der Börse.
